Mein erstes Buch war eine Herzensangelegenheit. Unbedingt wollte ich, dass mein Großvater, mit dem mich das Schreiben verband, dessen Veröffentlichung noch erleben würde. Doch dem war nicht so. Auf seiner Beerdigung trug ich eine seiner Geschichten vor – ich war voller Trauer über diesen Verlust, jedoch auch damit im Reinen – ist er doch stolze 93 Jahre alt geworden.
Aber jetzt ist alles anders. Mein erster Ansprechpartner beim Schreiben war immer mein Vater. Er war es, der mir Mut zusprach, wenn ich mal nicht weiter wusste, der an mich glaubte. Vor drei Monaten erfuhr ich, dass er nicht mehr lange zu leben haben sollte. Jeden Tag bin ich seitdem mit meiner kleinen Juli zu meinen Eltern gefahren, um ihnen beizustehen. Gemeinsam sind wie diesen Weg zu Ende gegangen – den schwersten, traurigsten unseres Lebens, an dessen Ende wir einer weniger waren. Kaum kann man diesen Verlust begreifen, gehörten wir doch für immer zusammen. Mein Vater war nicht unsterblich, wie ich insgeheim immer gedacht hatte. Und nun dreht sich die Welt weiter, tut so, als würde dieser wertvolle, warmherzige, selbstlose und charmante Mensch nicht fehlen. Mein Papa, den ich so lieb gehabt habe. Für ihn existiert diese wunderschöne Welt nicht mehr, seine Welt ist verschwunden. Oder ist sie doch noch irgendwo?
Heute ist sein Tod einen Monat her und seitdem habe ich keinen Stift und kein Notizblock mehr in die Hand genommen – habe ich doch meine wichtigsten Ansprechpartner und Wegbegleiter auf diesem Gebiet verloren. Doch mein Vater war so stolz auf mich und darauf, dass ich meinen Traum gelebt habe. Ich mache weiter. Denn das Leben ist zu kurz, um es nicht in vollen Zügen auszukosten.